Hinter den Kulissen

#HosemannsPapierkorb (9)

Jürgen Hosemann ist Lektor. Am Ende des Tages landen seine Notizen über Lesen, Schreiben und alles, was dazugehört, in seinem Papierkorb – wo wir sie aber nur zu gern wieder herausfischen. Auf Twitter unter #HosemannsPapierkorb ganz aktuell, hier schön beisammen.

Hast Du mich nur kennengelernt, weil Dir noch so jemand für Dein Buch gefehlt hat?

 

Dass mir eben die Schüssel mit dem Kartoffelsalat auf den Boden gefallen ist, kann man auch als wunderbares humoristisches Gedicht begreifen, das sich in unserem Leben ereignet hat.

 

Ich arbeite für den Papierkorb.

 

Bei der Nacktlesung hatte ich gegen Chantal keine Chance. 

 

»Ja.« (Gertrude Stein, Ida) – »Ja?« (Philip Roth, Portnoys Beschwerden) – »Ja – Ja – Ja! (Günter Grass, Die Blechtrommel)

 

Das Fachsimpeln von Lektoren erfolgt in einer speziellen Fachsprache. Da heißt es dann etwa, ein Buch sei »langweilig«, »zu dick« oder auch »voll schön« und »total lustig«.

 

Jonasʼ Roman »Das Miststück« war das fiktive Porträt einer 43-Jährigen, die in dem Hochhaus in der Velberthstraße im 8. Stock wohnte und seinen Harman-Kardon-Verstärker (1200 Euro) vom Balkon geworfen hatte. 

 

Kannst du aus dem Buch raus? Ich will dich heiraten.

 

Ich muss noch zu Hugendubel, die Mikrowelle und die Fellhausschuhe kaufen.

 

Gefährlich ist die Literatur immer: Entweder ist sie ein Angriff auf deine Dummheit oder ein Angriff auf deine Intelligenz. 

 

Einmal habe ich alle Bücher des Bücherschranks in einer Nacht ausgetauscht.

 

Die Bücher und Manuskripte, die sich auf meinem Schreibtisch übereinander schieben, erinnern mich an die Eisplatten auf Caspar David Friedrichs „Die gescheiterte Hoffnung“.

 

Du kannst dein Gedicht in den Schnee pinkeln, aber ich werde es erst im Sommer lesen.

 

Ist dein Buch interessant uninteressant oder einfach nur uninteressant?

 

Schluss jetzt, ein Autor ruft an.

 

 

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Jürgen Hosemann

Jürgen Hosemann, geboren 1967, arbeitet nach einer Ausbildung zum Verlagskaufmann und einem Studium der Germanistik als Lektor für den S. Fischer Verlag in Frankfurt am Main. Er ist Herausgeber zahlreicher Anthologien, Mitherausgeber der Werke Wolfgang Hilbigs sowie Autor von »Das Meer am 31. August« und »Papierkorb«.